Was ist Audiodeskription?

318.000 blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen leben in Österreich.

Mehr als 80 Prozent von ihnen nutzen Fernsehen als Primärmedium (Information und Unterhaltung).

Die akustische Filmbeschreibung ermöglicht es Blinden, Filme zu "sehen". Dafür werden in Dialogpausen knappe, aussagekräftige Informationen eingesprochen. Landschaft, Tageszeit, Räume, Kleidung, Körperbau, Mimik, Bewegungen etc. - alles Wahrnehmungen, die Nichtsehenden entgehen, aber für das Verständnis der Filmhandlung notwendig sind.
Im angloamerikanischen Raum ist Barrierefreiheit Standard. Deutsche und Schweizer öffentlich-rechtliche Fernsehsender sowie "arte" steigern jährlich den Anteil an blindengerechten Hörfilmen. Ein neues Gesetz verpflichtet den von öffentlichen Gebühren finanzierten ORF zur Herstellung barrierefreier Filme.

Bisher wurden hauptsächlich Spielfilme und Serien (z.B. "Tatort") zu Hörfilmen. Derzeit werden erste Dokumentationen mit AD produziert. Es gibt grundsätzlich keinen Film, der nicht beschreibbar wäre - wobei es natürlich Fälle gibt, die enorm herausfordern. Selbst Stummfilme sind zu Hörfilmen geworden!

Wie wird ein Film zum Hörfilm?

Ausgangsmaterial ist der fertige Film.

Ein/e speziell ausgebildete/r Autor/in sichtet den Film, verfasst die Texte, spricht sie und passt sie zeitlich in die Dialogpausen ein. Ein/e zweite Person sieht und hört es sich an, kommentiert und macht Verbesserungsvorschläge - "Vier Augen/Ohren sehen/hören mehr als zwei".

Ein/e speziell ausgebildete/r blinde/r Mitarbeiter/in hört sich das Ergebnis an und gibt Rückmeldung, ob die Beschreibung ausreichend, verständlich, evtl. überfrachtet ist. Der/die Autor/in überarbeitet die Texte dem entsprechend.
Anschließend liest ein/e professionelle/r Sprecher/in die Texte im Studio ein.
Ein/e Tontechniker/in platziert diese Texte entsprechend und mischt danach die AD-Spur mit der Originalspur ab. Beide Spuren müssen miteinander harmonieren - der Beschreibungstext muss gut verständlich, darf aber nicht zu dominant sein. Wichtige Informationen, die der Originalton vermittelt, dürfen nicht überdeckt werden.
Die neu entstandene Tonspur wird - je nach Sendeformat des Auftraggebers - auf einen Tonträger kopiert oder elektronisch übermittelt. Die Produktion eines 90-minütigen Hörfilms nimmt 7 bis 10 Tage in Anspruch.